Medizin in Österreich studieren

Jungen haben in ihrem Rollenbild, das ihr Verhalten in einem weiblich dominierten Schulsystem prägt, häufig nicht die allerbesten Abiturnoten. Und können doch erstklassige Ärzte werden. Doch wie kann ich mit einem durchschnittlichen 3er-Abitur, das für mehr als 40% der Schüler typisch ist, an einen Studienplatz in Medizin kommen? Nach einer abgeschlossenen Ausbildung, etwa als Physiotherapeut, und der erfolgreichen Teilnahme am Test für medizinische Studiengänge TMS ist die Zulassung zum Medizinstudium an einer deutschen Hochschule völlig unabhängig von der Abiturnote über die "Zusätzliche Eignungsquote ZEQ“ möglich. Mit dem Medi-Ranger kann ich auf hochschulstart.de genau berechnen, wie viele Punkte ich für eine Zulassung an welcher Universität benötige.

Die zweite Möglichkeit besteht darin, sehr hohe Studiengebühren an eine private in- oder ausländische Universität zu zahlen und so Zulassungsbeschränkungen zu umgehen. Das Spektrum reicht von der Universität Witten/ Herdecke über die Paracelsus Medizinische Universität Salzburg für monatlich 1.850 EUR bis zur Comenius Universität Bratislava, für rund 1 Tsd. EUR monatlich - nur, um drei Beispiele zu nennen – wer regional flexibel ist hat natürlich eine sehr viel größere Auswahl. Es gibt in Bratislava sowohl Bewerber, die sich für die Aufnahmeprüfung am 13.08.2025 selbst bewerben, als auch Bewerber, die sich bis spätestens 24.07.25 über private Agenturen bewerben. Der Vorteil von kostenpflichtigen Agenturen besteht darin, dass diese mit Vollmacht dann alle Schritte für die Einreichung der Studienbewerbung und die Unterstützung bei der Einschreibung direkt vor Ort einleiten.

Medizin an der MedUni Wien studieren - Vorlesung im 2 .Semester in Hörsaal 1 der Anatomie

Medizin an der MedUni Wien studieren - Vorlesung im 2 .Semester in Hörsaal 1 der Anatomie. Foto: Uwe Kästner

Die Medizinischen Universitäten Österreichs nehmen vom 03.03.25 bis 31.03.25 Online-Bewerbungen in Medizin entgegen. Die Kosten des Auswahlverfahrens: 110 EUR. Der Auswahltest MedAT findet am Freitag, 04.07.2025 statt. Für die MedUni Wien ist beispielsweise auch in diesem Jahr die Messe Wien der Testort. In Tirol die Messe Innsbruck. Bei der Auswahl des Studienorts spielen natürlich individuelle Präferenzen eine besondere Rolle: Wien hat als Stadt sehr viel mehr zu bieten, als Linz oder Innsbruck.

Anatomie der MedUni Wien im Frühjahr 2025.

Anatomie der MedUni Wien im Frühjahr 2025. Foto: Uwe Kästner

Aber auch die Studieninhalte unterscheiden sich: Das Diplomstudium in Wien bietet über einen Zeitraum von drei Semestern praktische Sezierübungen an einer vollständigen Körperspende in einer Gruppe zusammen mit fünf Kommilitonen an – ein Angebot, das keine andere deutschsprachige Universität machen kann.

Sezier-Übungen an Körperspenden werden in der Anatomie der MedUni Wien über drei Semester angeboten

Sezier-Übungen an Körperspenden werden in der Anatomie der MedUni Wien über drei Semester angeboten. Foto: Uwe Kästner

Linz verfügt dagegen über gar keine Anatomie. Besonders stolz sind die JKU Linz und ihr Kepler Univ.-Klinikum auf ihren Radiologen, Prof. Dr. Franz Fellner, der für seine dreidimensionale medizinische Visualisierungstechnologie „Cinematic Rendering“ von Bundespräsident Steinmeier mit dem Deutschen Zukunftspreis ausgezeichnet wurde. Dieser virtuelle Einblick in die Anatomie dient in Linz auch als Lehrmittel. Weil es in Linz eben noch keine eigene Anatomie gibt. Aber auch die Gebäude auf dem Campus können bei der regionalen Studienortwahl eine Rolle spielen. Weil ich mich in Österreich bei der zentralen Online-Bewerbung für einen konkreten Standort entscheiden muss:

Medizin an der JKU Linz studieren - Neubau Kepler Universitäts-Klinikum mit Hörsaaltrakt.

Medizin an der JKU Linz studieren - Neubau Kepler Universitäts-Klinikum mit Hörsaaltrakt. Foto: Uwe Kästner

Linz verfügt über einen nagelneuen Medizin-Campus mit Klinikum Nahe der Innenstadt, der sich im Aufbau befindet. In Innsbruck wurde vor zwei Jahren ein neues Hörsaal-Gebäude mit ausreichend vielen Laborplätzen errichtet. Wien ist dagegen die älteste und traditionsreichste Medizin-Fakultät Europas: 2027 wird der neue Medizin Campus Mariannengasse bezugsfertig.

Wichtig für eine erfolgreiche Bewerbung ist aber auch die Zahl der Bewerber pro Studienplatz: Die frühere „Ösi-Quote“ wurde abgeschafft – heimlich, still und leise. Und kaum einer hat bemerkt, was die neue Rechtslage wirklich bedeutet. Beim MedAT zählt nämlich ausschließlich Leistung. Jeder konkurriert mit jedem. Es gibt nur noch ein Ranking. Und keine drei Rankings aus Maturanten (75%), EU-Deutschen (20%) und Nicht-EU Ausländern (5%) mehr. Der Bessere bekommt den Platz. Mit einem Korrektiv: Der Anteil der österreichischen Maturanten darf nicht weniger als 75% betragen. Und der Anteil der Europäer nicht weniger als 95%. Hundert Prozent leistungsstarke Erstsemester aus der EU – das ist somit gesetzeskonform. Nach Abzug von 75% der Plätze für Maturanten und der Zahl der Bewerber, die auf diesen Plätzen zugelassen wurden, ergibt sich für die übrig gebliebenen, aber relevanten 25% der Plätze folgendes Bild:

Plätze in Human- und Zahnmedizin sowie Bewerber in Medizin in Österreich innerhalb des EU-Kontingents

Plätze in Human- und Zahnmedizin sowie Bewerber innerhalb des EU-Kontingents

In Zahnmedizin ist die Differenzierung in Maturanten und Abiturienten ganz weggefallen und Deutsche werden wie Österreicher behandelt. Bei einer Berücksichtigung aller Bewerber sind die Chancen überall gleich gut: In Wien oder in Innsbruck sechs Bewerber pro Platz.

Hier ein Überblick über den österreichischen Auswahltest MedAT-Humanmedizin, Einlass Messehalle 07:00 Uhr, Sitzordnung wird nach Kandidat:innen-Nummer bestimmt und ist fix. Start 09:00 Uhr:

Testteil (Gewichtung)          Untertest                    Aufgaben      Zeit

BMS (40 %)                Biologie                      40                  30min(45s/Aufgabe)

Chemie                     24                 18min (45s/Aufgabe)

Physik                         18                 16min (53s/Aufgabe)

Mathematik               12                  11min (55s/Aufgabe)

Textverständnis (10 %)                                 12                 35min (175s/Aufgabe)

60 Minuten Pause -                      60min

Kognitive F. (40 %)   Figuren zus.setzen    15                 20min (80s/Aufgabe)

Allergieausweise -

Merkphase                8 Ausweise  8min (1min/Ausweis)

Zahlenfolgen             10                    15min (90s/Aufgabe)

Wortflüssigkeit          15                    20min (80s/Aufgabe)

Allergieausweise

Reproduktion            25                    15min (36s/Aufgabe)

Implikationen erk.    10                    10min (60s/Aufgabe)

Soziale em. K.(10%) Emotionen reg.         12                    18min (90s/Aufgabe)

Emotionen erk.         14                    21min (90s/Aufgabe)

Soziales Entscheid.   14                    21min (90s/Aufgabe)

Um 09:00 Uhr beginnt der Kenntnistest BMS. Es gibt ein Aufgabenheft und einen Antwortbogen, der später eingescannt und maschinell ausgewertet wird. „Wenn man sich verschrieben hat, sofort melden und einen neuen Antwortbogen einfordern“, empfiehlt Linus. „Und auf keinen Fall Felder zum Ankreuzen selbst gestalten.“ Die Aufseher im Test sind alles Studenten. Zahlreiche Folgefehler können sich ergeben, wenn man im Antwortbogen um eine Zeile verrutscht. Philipp ergänzt: „Für den BMS muss das Wissen vor allem in die Breite, aber nicht in die Tiefe gehen.“ Schulisches Vorwissen über medizinrelevante Grundlagen sind beispielsweise: Mendelsche Regeln anwenden können (ohne Einzelheiten), Begriffe wie Evolution oder ökologische Nische kennen oder den Muskelfarbstoff Myoglobin. In der Chemie ist nur die organische Chemie/ die Biochemie prüfungsrelevant. Der Stoffwechsel sowie der Säure-/ Basenhaushalt sind ein zentrales Thema. In der Physik gibt es medizinrelevante schulische Grundlagen z.B. bei der Schirmung von Alpha-/ Beta- und Gammastrahlung. Die Fragen werden natürlich jedes Jahr neu formuliert. Auf dem Virtuellen Medizinischen Campus gibt es Stichwortlisten zu den vier naturwissenschaftlichen Untertests und eine Online-Testversion mit Auswertung. Eine Anmeldung mit Mail-Adresse und Passwort ist erforderlich.

Gegen 11:20 Uhr folgt Textverständnis als zweiter Testteil am Vormittag: „Die medizinischen Texte aus Lehrbüchern sind im MedAT eine bis anderthalb Seiten lang.“ Die knappe Zeit ist das Hauptproblem. Linus: „Mit Bleistift den Text strukturieren. Wenn man mit dem Marker frühzeitig Wichtiges von vermeintlich Unwichtigem selektiert, kann man u.U. noch vor dem Lesen der Fragen das Wesentliche übersehen.“ Immer gilt: Die Antwort zu den Fragen steht im Text. Und nur im Text! Training mit Zeitschriften, wie etwa medici. Beispiele zum Üben gibt es auch im VMC.

12 – 13 Uhr Mittagspause. Nach dem Mittagessen kommt ab 13 Uhr mit „Kognitive Fähigkeiten“ der schwierigste Teil. Weiterblättern im Heft darf der Bewerber nur, wenn der Sprecher das sagt. Das Vor- und Zurückblättern in andere Aufgabengruppen gilt sogar als Unredlichkeit, die zum Ausschluss führen kann.

Los geht’s mit „Figuren zusammensetzen“: Es gibt eine Anleitung mit einem Übungsbeispiel. Im Test selbst ähneln sich die Figuren oft sehr stark oder sind grafisch viel kleiner als das Referenzmodell. Entscheidend ist aber nicht die Größe, sondern die natürliche Umrandung mit beispielsweise fünf Ecken. Man muss genau hinschauen und ein gesundes Auge sollte die Unterschiede erkennen. Neu sind Parallelogramme und rechtwinklige Dreiecke. Das Spiegeln der Figuren oder die Arbeit mit einem Lineal während der Prüfung sind nicht erlaubt. Aber mit einem sechseckigen Bleistift von Faber Castell, der mit Markierungspunkten wie auf einem Lineal gestaltet ist, darf gearbeitet werden. Auch eine analoge Uhr sollte auf dem Tisch liegen, wenn es nach 20 Minuten aus dem Lautsprecher „Stop!“ brüllt. Das räumliche Vorstellungsvermögen ist im Studium übrigens in der Röntgen-Anatomie wichtig.  

Das Vor- und Zurückblättern im Aufgabenheft ist nur auf Kommando erlaubt. Hier: “Figuren zusammensetzen” - ein Untertest im österreichischen Mediziner-Test MedAT

Das Vor- und Zurückblättern im Aufgabenheft ist nur auf Kommando erlaubt. Hier: “Figuren zusammensetzen” - ein Untertest im österreichischen Mediziner-Test MedAT - es geht um räumliches Vorstellungsvermögen, das später in der Röntgen-Anatomie wichtig ist. Quelle: www.medbuddy.one Foto: Uwe Kästner.

Als nächstes ist acht Minuten Zeit, um sich 8 verschiedene Patienten und ihren Allergie-Ausweis einzuprägen – pro Seite sind zwei Allergie-Ausweise abgebildet. Um fit zu bleiben, sollte man Minimum einen Liter Wasser bei sich haben. Aber in dieser Phase ist der Weg zur Toilette das absolute Aus! Es folgt der eher simple Test „Zahlenreihen“. Nach fünfzehn Minuten beginnt der Test „Wortflüssigkeit (s. unten) Und dann – nach weiteren 20 Minuten - beginnt die Prüfphase zu „Gedächtnis und Merkfähigkeit“. Linus: „Ich habe mir zu jedem der acht Patienten Geschichten ausgedacht und jeden einzelnen Patienten in eines der verschiedenen Zimmer unserer Wohnung „gesetzt“: a) Hat die Blutgruppe 0, sitzt auf dem Klo und sieht aus wie eine Null, b) Hat schwarze Haare wie ein Farbiger und kommt aus Südafrika.“ Es gibt Memo-Techniken, wie die Loci-Methode oder das Major System. Philipp: „Das sollte man spätestens im April können, sonst wird das zu komplex“. Minimalisten glauben, die Allergiepässe dadurch unterscheiden zu können, dass sie sich jeweils nur die letzte Ziffer merken. Burak: „Eine der Fragen lautete – welcher Allergiepass beginnt mit der Ziffer 1? Und es waren im Frageteil auch Ziffern der Allergiepässe geschwärzt. Eine Woche vor dem MedAT sollte man nicht mehr üben, um Verwechslungen auszuschließen.

„Wortflüssigkeit“ – 15 Aufgaben in zwanzig Minuten: SEASAMKR. Die Buchstabenkombination besteht aus drei Vokalen (E,A,A) und 5 Konsonanten (S, S, M, K, R) – daraus ist ein Nomen zu bilden. Linus: „SS“ steht niemals am Anfang und „Sch“ eher selten am Ende. Beliebte Wörter waren in den letzten Jahren: Anemone, Koralle, Hinterhalt, Mahagoni, Geschwulst, Acrylfarben – im Beispiel hier lautet die Lösung: „Massaker“. Philipp: „Aufgaben mit 8-10 Buchstaben sind schwer – man kann das durch Übung trainieren. Längere Aufgaben weglassen – die Lösung dauert bei diesem Zeitdruck einfach zu lange.“ Medizinische Begriffe oder Dialekt werden übrigens nicht thematisiert.

„Implikationen erkennen“ – 10 Aufgaben in zehn Minuten (ohne Zahnmediziner): Es geht darum, allein aus den Angaben im Text logische Schlüsse zu ziehen. Das Verwenden von Vorwissen aus der Alltagserfahrung kann zu falschen Ergebnissen führen! Philipp empfiehlt die konsequente Umwandlung der Begriffe in grafische Größen und eine zeichnerische Lösung. Zum besseren Verständnis kann man den Begriff Syllogismen zu googlen.

Implikationen erkennen ist ein Untertest im österreichischen Medizinertest MedAT, wo es um logisches Denken geht

Implikationen erkennen ist ein Untertest im österreichischen Medizinertest MedAT, wo es um logisches Denken geht

In der letzten Stunde des Testtages sind sozio-emotionale Kompetenzen relevant: Emotionen regulieren: Die Aufgabe besteht darin, sich in eine Situation hineinzuversetzen: Es ist auf die Ziele, auf die verfügbaren Mittel, die aktuellen Gefühle und die aktuelle Einschätzung der Situation zu achten. Beurteile, welche der vier Alternativen am besten zur Regulierung der Emotionen und damit zur Zielerreichung führt. Beispiel: Franziska tritt gutvorbereitet zu einer schwierigen Prüfung an und macht sich Gedanken über ein Scheitern. Was soll F. machen? a) (…), b) (…), c) Ich sage mir, dass ich den Stoff gut beherrsche und die Prüfung meistern werde. (richtig) d) (…) falsch.

Im Untertest „Emotionen erkennen“ soll der Bewerber anhand eines Fallbeispiels beurteilen, wie sich die Person X objektiv fühlt.“ Bei der Bearbeitung der Multiple-Choice-Aufgabe können mehrere der fünf Alternativen wahrscheinlich und somit richtig sein.

„Soziales Entscheiden“: Die gegebenen Antworten a) bis e) sind von der Wichtigkeit meiner Vorüberlegungen her in eine Hierarchie zu bringen. Die Reihung, z.B. CABDE, ist in den Antwortbogen zu übertragen. Der Untertest „Soziales Entscheiden“ wurde auf Forderung der früheren Vizerektorin der MedUni Wien, Prof. Dr. Gutiérrez-Lobos in den MedAT aufgenommen, weil nach ihrer Meinung Frauen im Medizinstudium unterrepräsentiert sind.

„Rita kauft in einem teuren Laden ein. Es ist allgemein bekannt, dass der Laden seine Kunden gelegentlich ausnimmt. Sie bekommt an der Kasse zu viel Wechselgeld zurück. Rita ist unsicher, wie sie reagieren soll. Wie relevant sollten Ihrer Meinung nach die folgenden Überlegungen, die Rita bei ihrer Entscheidung angestellt haben könnte, sein?“

a) „Würde ich durch mein Verhalten dem Verkäufer mehr schaden als dem Laden?“

b) „Würde es meine Pflicht sein, immer das überschüssige Wechselgeld zurückzugeben?“

c) „Würden andere an meiner Stelle das Wechselgeld zurückgeben?“

d) „Würde ich das Wechselgeld für notwendige Anschaffungen benötigen?“

e) „Würde jemand dahinterkommen, dass ich zu viel Wechselgeld zurückbekommen habe?“

 „Bei diesem Beispiel wäre die wichtigste Überlegung tatsächlich a). Diese Überlegung geht nicht nur von einem allgemeinen Prinzip aus, sondern berücksichtigt auch die Konsequenzen des eigenen Verhaltens für andere. An zweiter Stelle würde die Überlegung b) kommen. Bei dieser Überlegung geht es nur um ein allgemeines Leitprinzip. Anschließend folgen die Überlegungen c, d, und e.“ (aus: VMC).

„Eine schwierige Kiste“, sagt Linus. „Jungs tun sich schwer, so raffinierte Überlegungen im Bruchteil einer Sekunde anzustellen. Sie stecken das Wechselgeld ein, ohne es nachzuzählen.“

Zahnmedizin: Der manuelle Test (Drahtbiegeübung sowie Spiegelung) fließt mit 20% ins Gesamtergebnis ein. Was ist dabei zu beachten? Die Drahtbiegeübung muss nach jedem einzelnen Biegevorgang plan auf der Oberfläche liegen. Weil der Zahnarzt in seinem Dentalspiegel alles gespiegelt sieht, ist die Übung Formspiegeln als zweite Aufgabe im MedAT-Z enthalten.

Drahtbiegeübung für angehende Zahnmediziner im österreichischen Mediziner-Test MedAT-Z

Drahtbiegeübung für angehende Zahnmediziner im österreichischen Mediziner-Test MedAT-Z. Foto: Uwe Kästner

Bewerber, deren Eltern die teuren Vorbereitungskurse von Dr. Rampitsch & Co. für rund 800 EUR zahlen können, sind klar im Vorteil, klagt die Fachschaft ÖH. Aber es gibt auch preiswerte Angebote: „Zu den meisten Lernthemen der Stichwortliste gibt es Videos im Netz und mit einer audiovisuellen Lernmethode kann ein guter Schüler seine Merkfähigkeit deutlich steigern – mit Wiederholungen auf bis zu 80%. Mehr erreichst du nur, wenn du das Gelernte jetzt Dritten erklärst. Dazu eignen sich MedAT-Lerngruppen auf Facebook“, so Linus.

Eine Gruppe von Medizinstudenten hat in Wien eine sehr viel preiswertere Lernplattform zur Vorbereitung auf den österreichischen Medizinertest MedAT gegründet: https://medbuddy.one/. Die Nutzung der Lernplattform von heute bis zum Testtag kostet einmalig 49 bis 99 EUR. Unterricht in kleinen Gruppen in Wien über vier Tage für nur 239 EUR. Und eine Testsimulation mit Nachbesprechung - ein voller Tag bei Bedarf 49 EUR.

Am 05.04.2025 bietet die Fachschaft ÖH der MedUni Graz über WebEx einen Online-Infotag zum MedAT an, für den keine Anmeldung erforderlich ist.

„Wir sind in Wien ganz klar angehalten, nur Schüler aus dem aktuellen Maturanten-Jahrgang zum MedAT zuzulassen. Andererseits können wir die Richtigkeit der Angaben in der Anmeldung für die Teilnahme am MedAT gar nicht überprüfen“, so ein Vertreter der MedUni Wien. Weder das Geburtsdatum - noch die richtige Zuordnung zum Kontingent (Österreich/ EU). Denn es liegen außer der Anmeldung keinerlei Dokumente vor.

Medizinertest MedAT auf dem Gelände der Messe Innsbruck. Foto: MUI - mit freundlicher Genehmigung von Univ.-Prof. Dr. Loidl

Warum kostet die Teilnahme am MedAT 110 EUR? Univ.-Prof. Dr. Loidl: „In Innsbruck entstehen jährlich Kosten von 750 Tsd. EUR, weil die Tische beim Test laut Gerichtsbeschluss einheitlich sein müssen und die Messehallen angemietet werden. Da wir in Innsbruck keine 3 Tsd. einheitlichen Tische haben, werden diese extra für den einen Tag aus Südtirol geliefert. Der Kostenbeitrag der Studienplatzbewerber bringt insgesamt nur 400 Tsd. EUR, d.h. wir zahlen drauf.“

In Hörsaal 1 der Anatomie der MedUni Wien geht es in einer Vorlesung von Univ.-Prof. Dr. Wulf Haubensak um Emotionen und die Verarbeitung von Belohnungen aus dem Blickwinkel der Hirnforschung. Wie kann man sich zwanzig bis 30 neue Fremdwörter aus einer Vorlesung an nur einem Vormittag merken? „Das geht Schritt für Schritt. Jeder neue Fachbegriff wird quasi ‚gegoogelt‘. Und irgendwann kann man so reden, wie der Prof“, sagt Kristijan, Studierender an der MedUni Wien: „Nachmittags haben wir im Learning Center der MedUni in Kleingruppen noch ein Seminar zur Gesprächsführung mit Patienten, wo wir im Dialog mit einer Schauspielerin versuchen, eine Beziehungsebene aufzubauen. Es gibt ein Famulatur-Propädeutikum, in dem wir am Arbeitsphantom lernen, chirurgisch zu nähen. Am Ende steht die Famulatur-Reife, die ein erstes medizinisches Praktikum zulässt.“ 

Nachmittags im Famulatur-Propädeutikum am Arbeitsphantom lernen, chirurgisch zu nähen (links) oder im Seminar Gesprächsführung mit Patienten eine Beziehungsebene aufzubauen (rechts).

Im Learning Center der MedUni: Nachmittags im Famulatur-Propädeutikum am Arbeitsphantom lernen, chirurgisch zu nähen (links) oder im Seminar Gesprächsführung mit Patienten eine Beziehungsebene aufzubauen (rechts). Quelle: MedUni Wien

Das Diplomstudium Humanmedizin endet an der MedUni Wien mit der Promotion. Der Abschluss ist nach europäischen Recht in der EU anerkannt, so dass die Facharztausbildung natürlich auch in Deutschland möglich ist. Als Abschluss ist (zuhause) eine Diplomarbeit zu einem wissenschaftlichen Thema über Minimum 50 Seiten zu schreiben, ähnlich wie im W-Seminar. Den Absolventen wird der akademische Grad „Doktor der gesamten Heilkunde“, lateinisch „Doctor medicinae universae“, abgekürzt „Dr. med. univ.“ verliehen. Zur Unterstützung der internationalen Mobilität der Absolventen wird diesem Verleihungsbescheid ein Anhang gemäß Art. IX.3 des Übereinkommens über die Anerkennung von Qualifikationen im Hochschulbereich in der europäischen Region, BGBl. III Nr. 71/1999, angehängt. Aber dieser Titel ersetzt nicht ein späteres Doktorat. Das kann man extra machen. SIP-Prüfungen in Wien oder Innsbruck sind – je nach Termin - im Multiple-Choice oder Kurzantwort-Format - vergleichbar mit Modulprüfungen im Bachelor am Ende des Moduls (1 - 2 Semester) oder am Ende des Semesters. Sie „begleiten“ das ganze Studium und haben den Vorteil, dass man am Ende des Studiums nach sechs Jahren keine kompakte Abschlussprüfungen schreiben muss, sondern laufend und zeitnah abgeprüft wird.

München - Wien in weniger als vier Stunden

München - Wien in weniger als vier Stunden. Foto: Uwe Kästner

Das Klinisch Praktische Jahr im sechsten Jahr (11./12.Semester) kann man natürlich auch in Deutschland absolvieren. Es gibt an der MedUni Wien kein Staatsexamen. Das Äquivalent zu einer Abschlussprüfung ist in Wien die Return Week am Ende des Klinisch Praktischen Jahres (6. Studienjahr), wo Studierende über klinische Fälle die sie erlebt haben mündlich abgeprüft werden. Der Studienerfolg an der MedUni Wien ist sehr hoch, etwa 95%.

MedUni Wien - vorne Learning Center und Rektoratsgebäude, hinten das AKH Allgemeines Krankenhaus Wien - Universitätsklinikum der MedUni

MedUni Wien - vorne Learning Center und Rektoratsgebäude, hinten das AKH Allgemeines Krankenhaus Wien - Universitätsklinikum der MedUni. Foto: Uwe Kästner

Zahnmedizin: Bis zum vierten Semester finden in Wien 95% der Vorlesungen/ Übungen gemeinsam mit den Humanmedizinern statt, in Innsbruck sogar bis zum sechsten Semester. Die folgenden Semester werden dagegen ausschließlich an der Zahnklinik absolviert, zuerst an Phantom-Köpfen und nach dem 8. Semester an realen Patienten. Nach 12 Semestern ist eine Zulassung als Zahnarzt möglich, die Mehrzahl studiert jedoch 14 - 15 Semester. Prüfungen finden in Wien einmal jährlich, in Innsbruck zweimal jährlich zum Semesterende statt.

Universitätszahnklinik der MedUni Wien

Universitätszahnklinik der MedUni Wien. Foto: Uwe Kästner

„Vom siebten bis 12. Semester bist du in der Innsbrucker Zahnklinik in der Anichstraße und beschäftigst dich mit Füllungen, dem Präparieren, einer ersten Prothese, der Wurzelbehandlung und der Frage, wie man später am besten selbständig arbeitet. Es gibt dann nur noch praktische Prüfungen“, erzählt Lorenz, Studierender an der MedUni Innsbruck und Mitglied der Fachschaft ÖH: „Ein klinisch-praktisches Jahr ist in Zahnmedizin nicht vorgesehen. Aber ab dem 7. Semester hast du eine 72wöchige zahnmedizinisch-praktische Berufsvorbereitung, davon sechs Wochen Mund-Kiefer-Gesichts-Chirurgie, 2 Wochen Kieferorthopädie.“ Abgeschlossen wird nach der Diplom-Prüfung mit dem Dr. med. dent., das heißt, ich kann nach sechs Jahren Regelstudienzeit als Facharzt arbeiten. Wie ist der Unterschied zur Universitäts-Zahnklinik in Wien zu sehen? „Der Studiengang Zahnmedizin ist in Innsbruck sehr viel kleiner. Es gibt ab dem 7. Semester viel mehr praktische Einsätze. Und in Prothetik ist das Niveau höher als in Wien, weil die Lehrstuhlinhaberin, Prof. Dr. Dr. Ingrid Grunert, sehr anspruchsvoll ist.“ 

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